I.
Nun bin ich einmal wieder
ganz müd geworden
über meinem grauen Tag.

In meine Seele fließt
der schwere, dunkelblaue Saft der Nacht,
daß ich nur schlafen, fliehen, sterben mag.

Nur schlafen, sterben, fliehen möcht ich,
entrückt dem irren Menschenleid,
ach! zu vertauschen wünscht' ich
den heißen Schmerz mit kühler Seligkeit.


II.
Wie leis verklingt mein Lied.
Mir scheint viel lauter
Der ferne Schrei der Stadt zu sein.

Die Lippen formen stumm
den letzten matten Laut,
und in mich dringt die fahle Leere ein.

Die Seele wird mir still genommen.
Jetzt ist die Nacht fast tagegrau.
Mein Aderblau verschwimmt - beklommen
starrt mich dies bleiche Antlitz an,
das ich im blinden Spiegel zweifelnd schau'.

22.02.1995 Schwarzes Café, 23.30 h
<letzte Strophe ergänzt 15.04.1996> /BS